Du lernst Speditionskaufmann oder Speditionskauffrau? Oder bereitest dich gerade auf die Fachwirtprüfung im Güterverkehr und in der Logistik vor? Dann ist dir bestimmt schon das Thema „Transportversicherung“ begegnet – vielleicht im Unterricht, vielleicht im Betrieb. Aber Hand aufs Herz: Verstehst du wirklich, wann sie greift, was sie kostet und wer sie braucht?

In vielen Prüfungen, ob auf IHK-Ebene oder in der Weiterbildung, zählt genau das zu den Klassikern: Rechenaufgaben mit Sonderziehungsrechten, Praxisfälle mit beschädigter Ware und die große Frage, ob der Schaden versichert ist – oder nicht. Und genau da machen viele den ersten Denkfehler. Dieser Beitrag hilft dir, das Thema Transportversicherung einmal gründlich zu verstehen – mit Rechenbeispielen, Praxiswissen und dem nötigen Überblick für deinen beruflichen Alltag.

Warum du als Azubi die Transportversicherung kennen solltest

Vielleicht hast du’s im Betrieb schon mal mitbekommen: Da kommt eine Sendung ins Umschlaglager, ein Staplerfahrer ist kurz unaufmerksam – zack, Kiste beschädigt. Der Schreck ist groß, aber dann kommt die Frage: Wer zahlt das eigentlich? Genau hier wird’s spannend. Denn die meisten Azubis denken erstmal: „Dafür haftet doch der Spediteur.“ Ja – aber eben nur bis zu einem gewissen Punkt. Und da kommt die Transportversicherung ins Spiel. Sie ist nicht nur ein trockenes Thema aus dem Schulbuch, sondern eine verdammt wichtige Absicherung in deinem späteren Berufsalltag. Und wenn du das in der Prüfung nicht klar erklären kannst, wird’s eng – gerade in den Rechenaufgaben oder bei praxisnahen Fällen. Aber keine Sorge: Wir gehen das Ganze jetzt Schritt für Schritt durch.

Was genau ist eine Transportversicherung – und wofür brauchst du sie überhaupt?

Stell dir vor, du schickst etwas Wertvolles auf die Reise: Elektronikteile, Maschinen oder Pharmaware. Diese Güter sind unterwegs nicht nur Witterung oder Erschütterungen ausgesetzt, sondern auch menschlichen Fehlern, Diebstahl oder Unfällen. Genau hier greift die Transportversicherung – sie schützt den gesamten Warenwert während des Transports und oft sogar bei Zwischenlagerungen. Anders als die gesetzliche Haftung, die für Spediteure oder Frachtführer gilt, ist diese Versicherung freiwillig – wird aber oft über die Spedition vermittelt. Denn viele Kunden wünschen, dass ihre Ware durchgängig abgesichert ist. Und hier kommst du ins Spiel: Als Azubi in der Spedition lernst du, wie man solche Versicherungen im Kundenauftrag organisiert, welche Infos dafür wichtig sind – und worauf man bei den Details achten muss.

Wenn’s kracht, reicht die Haftung oft nicht – die Deckungslücke im Praxisbeispiel

Hier kommt das bekannte Beispiel aus dem Video ins Spiel: Eine Kiste mit einem Warenwert von 8.150 € wird im Umschlaglager durch einen Stapler beschädigt. Sie wiegt 82,1 kg. Laut ADSp oder HGB haftet der Spediteur in so einem Fall mit 8,33 Sonderziehungsrechten (SZR) pro Kilogramm. Ein SZR ist eine internationale Recheneinheit, aktuell mit etwa 1,20 € zu bewerten.
Das ergibt:

  • Haftung: 82,1 kg × 8,33 SZR × 1,20 € ≈ 820,67 €

  • Schaden: 8.150 €

  • Deckungslücke: über 7.300 €

Diese Differenz zahlt die Transportversicherung. Ohne sie bleibt der Versender auf dem Großteil sitzen – egal ob der Spediteur schuld war oder nicht. Und genau das solltest du als Azubi kennen – denn solche Fälle sind prüfungsrelevant und gehören zu den Basics in deinem Berufsalltag.

Transportversicherung berechnen: So kommst du zum richtigen Versicherungsbetrag

Die Kosten einer Transportversicherung hängen von verschiedenen Faktoren ab. Aber wenn du wissen willst, wie du als Azubi solche Policen im Betrieb oder in der Prüfung nachvollziehen kannst, solltest du eine einfache Formel kennen. Grob gesagt:

Beitrag = Versicherungswert × Beitragssatz

Der Versicherungswert ist meist der Rechnungswert der Ware plus evtl. ein Aufschlag für Transportkosten. Der Beitragssatz liegt bei Standardgütern oft zwischen 0,05 % und 0,3 % – je nach Risiko, Verpackung, Strecke oder Verkehrsträger.

Hier ein einfaches Rechenbeispiel für die Praxis oder Prüfung:

  • Warenwert: 10.000 €

  • Beitragssatz: 0,15 %

  • Versicherungsbeitrag: 10.000 € × 0,0015 = 15 €

So einfach – und trotzdem wissen viele Azubis nicht, wie man den Betrag berechnet oder worauf er basiert. Wenn du dir das merkst, hast du schon einen echten Vorteil – im Betrieb und in der Abschlussprüfung.

Was kostet eine Transportversicherung eigentlich – und wer zahlt das Ganze?

Diese Frage stellen sich viele Azubis – und ja, sie ist wichtig. Die Kosten einer Transportversicherung sind meist überschaubar, besonders im Verhältnis zum möglichen Schaden. Trotzdem gibt es unterschiedliche Modelle:

  • Einzelpolice: Für einen konkreten Transport – z. B. bei teuren Einzelwaren oder einmaligen Sonderfahrten.

  • Jahrespolice: Für alle Transporte eines Unternehmens – vor allem bei regelmäßigen, planbaren Sendungen.

Was du dir merken solltest: Formal schließt meist der Versender die Versicherung ab, aber die Spedition organisiert oder vermittelt sie oft im Kundenauftrag – z. B. über Rahmenverträge oder mit Partner-Versicherern. In vielen Betrieben gehört das zur Angebotsphase: Du prüfst, ob der Kunde eine Versicherung will, und sorgst dafür, dass der Abschluss sauber dokumentiert wird. Und im Schadenfall bist du oft erste Anlaufstelle, um alle Infos für die Schadenmeldung zusammenzutragen.

Die Transportversicherung als Rettungsanker – warum sie dir im Betrieb oft den Tag rettet

Im Tagesgeschäft geht es häufig schnell: Ladepapiere prüfen, Termine koordinieren, Sendungen buchen. Wer dann nicht genau weiß, ob für eine bestimmte Ware eine Transportversicherung abgeschlossen wurde – oder wer überhaupt dafür zuständig ist – steht schnell auf dünnem Eis. Sobald ein Schaden auftritt, interessiert es den Kunden nicht, ob du Azubi bist oder Sachbearbeiter – er will wissen, wie es jetzt weitergeht.

Deshalb ist es wichtig, schon in der Ausbildung ein Gefühl dafür zu entwickeln, wie du als Azubi zur richtigen Transportversicherung beiträgst – also z. B. durch das Anlegen der Policen im System, das Erfassen der Sendungsdaten oder die Koordination mit dem Kunden. Du bist nicht der Versicherungsnehmer – aber du bist oft die Person, die den Überblick über Warenwert, Laufzeit, Transportmittel und Risiko behalten muss.

Einmal durchgerechnet – wie die Transportversicherung den Schaden ausgleicht

Bleiben wir beim Beispiel von vorhin: 8.150 € Schaden, aber nur 820,67 € gesetzliche Haftung. Die Lücke von über 7.300 € wird von der Transportversicherung gedeckt. Das Ganze funktioniert im Prinzip so:

  1. Versicherungsfall melden – der Schaden wird dokumentiert und der Versicherung gemeldet.

  2. Regress beim Verursacher – die Versicherung zahlt dem Geschädigten den vollen Betrag (8.150 €) aus.

  3. Rückforderung – die Versicherung fordert vom Spediteur die gesetzliche Haftungssumme zurück (820,67 €).

Das nennt sich auch Subrogation – ein Begriff, der vielleicht etwas sperrig klingt, aber in der Praxis ständig vorkommt. Du musst den nicht auswendig wissen, aber du solltest die Logik dahinter verstehen.

Wichtiger Unterschied: Verkehrshaftungsversicherung vs. Transportversicherung

Als Azubi hörst du vielleicht auch vom Begriff Verkehrshaftungsversicherung – nicht zu verwechseln mit der Transportversicherung. Kurz gesagt:

Versicherung Wer schließt ab? Wen schützt sie? Was wird abgedeckt?
Transportversicherung Versender, ggf. Spediteur Versender/Kunde Volle Warenwerte (Schäden, Verlust, Diebstahl)
Verkehrshaftungsversicherung Spediteur/Frachtführer Spediteur Haftung im Rahmen der gesetzlichen

Typische Fehler in der Praxis – und wie du sie als Azubi vermeiden kannst

Hier sind ein paar häufige Stolperfallen, die dir hoffentlich nicht passieren:

  • Versicherung wurde angefragt, aber nicht abgeschlossen

  • Warenwert falsch erfasst (z. B. ohne Verpackungskosten)

  • Lagerzeit nicht mitversichert

  • Kurs für SZR nicht richtig umgerechnet

  • Zuständigkeiten im Betrieb nicht klar geregelt

Wenn du im Betrieb auf solche Dinge achtest, zeigst du nicht nur Eigeninitiative, sondern auch Fachkenntnis. Und genau das bringt dich weiter – in der Ausbildung wie später im Beruf.

Wenn du im Betrieb auf solche Dinge achtest, zeigst du nicht nur Eigeninitiative, sondern auch Fachkenntnis. Und genau das bringt dich weiter – in der Ausbildung wie später im Beruf. Und, ganz wichtig: Ob für die IHK-Prüfung zur/zum Speditionskaufmann/-frau oder für die Aufstiegsfortbildung zur Fachwirtin/zum Fachwirt für Güterverkehr und Logistik – das Thema Transportversicherung ist ein echter Prüfungs-Klassiker. Wenn du dich gezielt darauf vorbereiten willst, findest du auf unserer Seite passende Angebote: Prüfungsvorbereitung für Azubis
Aufstiegsfortbildung für Fachwirte (LOQmaster).